Tagesbericht

Aviathlon

Aviathlon 2023 – Die Sieger

Eine erlebnisreiche, erfolgreiche, wunderbare Aviathlonwoche im UNESCO Weltnaturerbe und Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer liegt hinter uns.

Erlebnisreich, weil das Wetter Achterbahn fuhr und sowohl den Vogelzug, als auch die Vogelbeobachtung im und am Wattenmeer zu einem eindrucksvollen Erlebnis werden ließ. Der Aviathlon begann mit einem Nordweststurm inklusive Sturmflut, mit dicken Regenschauern im Wechsel mit Sonne und farbenfrohen Regenbögen und mit dem Meer voller Seevögel, Möwen, Enten, Seeschwalben. Es folgten fast windstille, herbstlich-goldene Tage mit blauem, wolkenlosen Himmel voll ziehender Gänse und Greifvögel, über den Wattflächen Wolken aus Limikolen, auf den Inseln und entlang der Küste großen Scharen rastender Kleinvögel. Und dann der Wetterumschwung: wieder Sturm, diesmal aus Ost, Dauerregen und am Ende dann doch nochmal sonniges Herbstwetter. Vogelbeobachtung war in diesen Tagen eine Herausforderung, der sich die vielen Vogelbeobachter auf den Inseln und am Festland nicht scheuten zu stellen. Alle wussten diese Wetterkapriolen gut für ihre Regionen-Artenlisten zu nutzen. Mit großem Einsatz, Motivation, im freundschaftlichen Wettkampf mit den anderen Regionen wurden die Artenlisten Tag für Tag länger. Das Wetter spielte keine Rolle, Vogelzug im Wattenmeer ist immer und fasziniert immer.

Erfolgreich, weil, auch wenn es zwischendurch mühselig und ungemütlich war, am Ende insgesamt 221 verschiedene Vogelarten während des Aviathlon beobachtet wurden. Mit Tienshan-Laubsänger und Rotkopfwürger sind sogar 2 ganz neue Arten auf unsere Aviathlon“Ewigen“ Liste gekommen. Das ist das zweitbeste Ergebnis nach dem Rekordjahr 2022 mit 223 Arten. Ganz besonders erfolgreich lief der Aviathlon auf Wangerooge und in Cuxhaven. Cuxhaven verteidigt eindrucksvoll mit sagenhaften 171 Vogelarten den Titel in der Wertung der Festlandsregionen. 171 Arten sind gleichzeitig auch das beste Ergebnis, das eine Region in den 8 Tagen seit Beginn des Aviathlon 2013 erzielen konnte. Ganz große Klasse! Auch Wangerooge verteidigt den Titel in der Inselwertung und das bereits zum fünften Mal in Folge. Mit 166 Arten schließen die Wangerooger Beobachter:innen ihre Aviathlonwoche ab und übertreffen ihr Ergebnis vom letzten Jahr um satte 3 Arten. Und das alles bei diesen turbulenten Wetterbedingungen. Ebenfalls ganz große Klasse!

Und zu guter Letzt wunderbar, weil der Aviathlon, weil ihr mit euren Beobachtungen die enorme Vogelartenvielfalt auf den Inseln und entlang der Wattenmeerküste während des herbstlichen Vogelzugs zeigt. Es verdeutlicht einmal mehr die herausragende Bedeutung des Niedersächsischen Wattenmeeres für ziehende wie rastende Vögel der unterschiedlichsten Artengruppen.

In diesem Sinne bedanken wir uns bei allen Beobachter:Innen für ihren unermüdlichen Einsatz auf den Inseln und in den Regionen am Festland. Eure umfassende Artenkenntnis, enorme Motivation, euer Ehrgeiz und euer Durchhaltevermögen und allen voran euer Spaß an der Vogelbeobachtung machen den Aviathlon zu einem tollen Event und zu einem festen Bestandteil der Zugvogeltage im UNESCO Weltnaturerbe und Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.

Wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Jahr und hoffen, dass auch ihr alle wieder mit dabei seid.

Tag 8 FINALE – Samstag, 21.10.2023

Keine Panik – wir verraten noch nichts zum Ausgang des Aviathlon! 🙂 Die Sieger werden erst morgen auf dem Zugvogelfest im Haus des Gastes in Horumersiel bekannt gegeben. Aber der Finaltag des Aviathlon 2023 war so schön und erfolgreich, dass wir dennoch an dieser Stelle (sozusagen außerplanmäßig) noch einmal berichten wollen.

Faszination Vogelzug im Wattenmeer! Heute kam endlich die Sonne wieder zum Vorschein. Eine super Entschädigung für die letzten beiden Tage, die wettermäßig doch (zumindest für’s Vogelbeobachten) ziemlich arg waren. Wenngleich die Vögel (die sowieso)und auch die ganz Hartgesottenen unter euch trotzdem unterwegs waren. Auf See hat der Nordweststurm vom letzten Wochenende so viele Vögel an die Wattenmeerküste gedrückt, dass man beim Seawatching auf den Inseln immer noch Wellenläufer, Schwalbenmöwe, Krabbentaucher oder Gryllteiste vorbeifliegen sehen konnte. Zudem zogen heute auch verstärkt Enten und Möwen vor den Stränden der Inseln entlang. Auf den Inseln kam nach den vergangenen Regen- und Sturmtagen der Kleinvogelzug wieder in Schwung, darunter immer noch viele Drosseln, aber auch Pieper. Spiekeroog berichtet auch von vielen Goldhähnchen, die auf und über der Insel unterwegs waren.  Am Festland haben die Regenmengen Äcker und Grünland unter Wasser gesetzt, die nun geradezu eine magnetische Anziehungskraft besitzen. Von der Wurster Küste wird berichtet, dass solche Flächen voller Möwen, Kiebitze, Goldregenpfeifer und sogar Alpis waren. Die Schlechtwetterfront hatte auch einen Zugstau vor allem bei den Singvögeln bewirkt. Sie mussten ihren Zug unterbrechen und eine Rast einlegen, um auf bessere Zugbedingungen zu warten. Nachdem sich die Front im Laufe der letzten Nacht aufgelöst hatte, die letzten Regenschauer heute Morgen noch fielen, klarte es ab mittags auf und die Sonne zeigte sich vieler Orten wieder. Das war auch der Startschuss für viele Singvögel, sich nach der Pause und mit frischem Treibstoff wieder auf den Weg zu machen. Lerchen, Stelzen, Hänflinge, alle hatten es wieder eilig, weiter zu kommen. Bevor das nächste schlechte Zugwetter kommt… Achja, und Gänse, noch mehr Gänse waren natürlich auch wieder unterwegs. Sehr beeindruckend, dass es in dieser Woche sowohl auf den Inseln, als auch an der Küste praktisch permanenten Gänsezug zu beobachten gab.

Auf der Zielgeraden haben die Regionen das Tempo nochmal ordentlich angezogen. Ganz stark heute die Beobachter an der Wurster Küste, die u.a. mit Tordalk, Habicht, Wasserralle, Schwarzspecht, Spornammer und vielen weiteren Arten einen Riesenschritt nach vorne machen. Auch die Regionen am Festland lagen nicht auf der faulen Haut und können ihren Listen neue Arten hinzufügen. Von Greetsiel über das Wangerland, runter in den Jadebusen nach Dangast, hoch in die Wesermarsch nach Fedderwardersiel, rüber an die Wurster Nordseeküste bis an die Unterelbe tat sich heute noch einiges auf den Artenlisten.  

Genauso war es auf den Inseln. Allen voran Spiekeroog, deren Beobachter sich heute nochmal richtig ins Zeug bzw. an Ferngläser und Spektive legten, so dass u.a. durchziehende Heidelerchen nicht unentdeckt blieben. Auf Spiekeroog wurde sogar noch eine ganz neue Art für den diesjährigen Aviathlon entdeckt. Der Ostwind hatte einen Waldpieper mitgebracht, der eigentlich in Sibirien bis nach China zu Hause ist und in Südostasien überwintert. Diese beiden Arten und viele weitere sorgten heute dafür, das Spiekeroog einen großen Schritt nach vorne in der Wertungsliste macht. Gleich heute Morgen meldete Wangerooge bereits eine Saatgans. Zusammen mit Spiekeroog die einzigen Inseln, die diese Art auf der Liste haben. Dazu gab es noch einen Habicht und (Achtung – neue Art für die Gesamtliste) Baumfalke! Ziemlich spät für einen Baumfalken, aber gerade noch rechtzeitig für den Aviathlon. Ganz groß aber heute noch Juist: Schleiereule – Check! Den Langeoogern und Wangeroogern ist ebenfalls eingefallen, dass Schleiereulen auch auf ihren Inseln zu Hause sind.

Am Ende kamen heute am Finaltag tatsächlich noch 5 neue Arten auf die Gesamtliste: Trauerschwan in Fedderwardersiel, besagter Baumfalke, Beutelmeise auch auf Wangerooge, Klappergrasmücke in Cuxhaven, Waldpieper auf Spiekeroog.

Mehr soll aber jetzt wirklich nicht verraten werden. Nicht, wie viele Arten denn nun die Gesamtartenliste umfasst und schon gar nicht, wer den Schlussspurt am Festland und auf den Inseln für sich entscheiden konnte. Das machen wir morgen auf dem Zugvogelfest. Kommt vorbei. Es wird schön!

Tag 7 – Freitag, 20.10.2023

Die Zielgerade rückt in Sichtweite! Der Weg dahin war heute allerdings ungemütlich, weil vor allem der Wind (eigentlich die ganze Zugvogeltagewoche schon) lustige Spielchen treibt. Letztes Wochenende Sturm aus Nordwest mit Sturmflut, heute Sturm aus Ost mit Sturmebbe! Das Wattenmeer war heute auch zur Hochwasserzeit ziemlich trocken, weil der Ostwind alles Wasser herausgedrückt hat. Ein Naturschauspiel der besonderen und seltenen Art!

Aber keine Top-Bedingungen für die Vogelbeobachtung. Je schneller der Wind, desto langsamer und mühseliger ging es heute auf den Artenlisten zu. Trotzdem kam (gestern Abend) noch eine neue Art für die diesjährige Gesamtliste dazu: Zwergsäger an der Wurster Küste. Die Zeit der Zwergsäger beginnt jetzt bei uns, denn sie kommen gerade erst aus ihren arktischen Brutgebieten bei uns an. Da wäre es doch toll, wenn der Ostwind morgen für die anderen Regionen auch noch den ein oder anderen heranwehen könnte.

Die meisten Beobachter haben das Wetter aber wohl für eine Verschnaufpause genutzt. Im Regionenwettstreit hat sich an der Platzverteilung sowohl am Festland, als auch auf den Inseln nichts getan. Die beiden Führenden Wangerooge und Cuxhaven konnten heute keine neuen Arten für ihre Listen beobachten. Ganz anders Norderney und Spiekeroog. Hier haben die Beobachter dem Wetter getrotzt. Spiekeroog arbeitet sich um 3 Arten nach vorne, vervollständigt u.a. mit der Blässgans die Gänsegruppe. Auch Norderney kann noch 2 Arten nachlegen. Am Festland zeigt auch Dangast heute keine Schwäche. Mit 4 neuen Arten setzt sich die Region auf den zweiten Platz. Dangast hat die Komplettierung der Spechte zur Chefsache gemacht und ist mit dieser Strategie gut gefahren: Mittelspecht! Nicht nur neu für Dangast, sondern auch für die Gesamtartenliste. In Dangast würde jetzt noch der Kleinspecht fehlen… aber das dürfte schwierig werden. Ganz besonders freuen wir uns aber für Norddeich. Hier wurden heute satte 11 neue Arten beobachtet, was auch den Sprung über die 100 bedeutet. Ganz toll, dass am vorletzten Aviathlontag die Motivation immer noch so groß ist, eure Region nach vorne zu bringen.

Mit dem Zwergsäger und dem Mittelspecht ist unsere Gesamtliste nun 216 Arten lang. Das Rekordergebnis vom letzten Jahr mit 223 Arten ist wohl utopisch. Aber wir wollen den Tag nicht vor dem Abend loben. Morgen haben alle Regionen noch den ganzen Tag Zeit, weiter zu beobachten, die Zugvögel am und im Wattenmeer zu genießen und vielleicht doch noch die eine oder andere neue Art zu entdecken.

Liebe Beobachter auf Juist: Denkt an eure Schleiereule im Ostdorf! Aufmerksame Leser der Vogelkundlichen Berichte aus Niedersachsen, Band 49, Heft 2 wissen um diese neue Juister Brutvogelart. 🙂 Die ist Pflicht für euch! Holt sie euch auf die Liste. Ihr könntet die einzige Insel mit dieser Art sein.

Welche Art fehlt noch insgesamt und worauf könnte bei den für morgen angekündigten Wind- und Wetterbedingungen noch eine Chance bestehen? Vielleicht noch eine Rothalsgans, die er Ostwind hergepustet hat? Odinshühnchen? Oder sogar noch ein Goldhähnchen-Laubsänger aus dem fernen Sibirien? Vielleicht ist das morgige Motto aber auch „Lückenfüllen“, nochmal auf die Listen schauen, was noch fehlt, welche Arten wären noch möglich in euren Regionen.

Aviathleten, Vogelbeobachter, Gäste der Zugvogeltage und Freunde des Wattenmeeres – nach der heutigen kurzen Verschnaufpause heißt es morgen nochmal alles geben für die Zugvögel: Endspurt beim Aviathlon 2023! Die interaktive Ergebnisgrafik und auch die Artenlisten auf der Zugvogeltage-Homepage sind jetzt nicht mehr zu sehen. Es soll ja spannend bleiben. Alle bis Samstag, 24:00 Uhr bei Ornitho gemeldeten Beobachtungen gehen in die Wertung für die Regionen mit ein. Am Sonntagmittag auf dem Zugvogelfest im Haus des Gastes in Horumersiel heißt es dann wieder: „And the winner is…!“ Im Rahmen der Siegerehrung möchten wir unsere 8 Tage Aviathlon im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gemeinsam Revue passieren lassen und natürlich die beiden Sieger-Regionen bekannt geben und die Siegerurkunden überreichen. Wir hoffen, ihr seid dabei! Morgen nochmal alles geben! Viel Glück, Spaß und viele tolle Beobachtungen! Bis Sonntag!

Tag 6 – Donnerstag, 19.10.2023

Was für’n Schietwetter!!! Regen, Regen, Regen, dazu schon wieder Sturm, jetzt aus Richtung Osten. Das Wetter war mal wieder eine echte Herausforderung, sowohl für die Vögel, als auch für die Aviathleten. Und trotzdem waren beide auch heute wieder unterwegs, zumindest einige. Bei den Vögeln schon fast obligatorisch: Gänse ziehend nach Südwest, vor allem immer noch Blässgänse. Auf dem Meer ist nichts mehr los. Der Ostwind hat die Seevögel längst wieder aus der Deutschen Bucht heraus geweht. Der Singvogelzug war heute, wenn überhaupt, sehr schwach. Die Inseln berichten, dass die paar Feldlerchen und Drosseln, die es doch gewagt haben, sehr bodennah unterwegs waren.

Kleiner Exkurs in diesem Zusammenhang, weil es auch im und rund um das Wattenmeer ein großes, hochaktuelles Thema ist: Die meisten Kleinvögel ziehen auf breiter Front über Land bzw. über das Meer. Sie fliegen dabei oftmals in großen Flughöhen, sofern sie unter optimalen Wetter- und Windbedingungen unterwegs sind. Starke Winde oder gar ein Sturm zwingt die Vögel jedoch, ihre Flughöhen im Hinblick auf den Energieverbrauch anzupassen. Sofern sie nicht zwischenlanden (können), fliegen sie dann in geringen Höhen über das Meer oder über Land hinweg … und treffen dabei sowohl an den Küsten, als auch zunehmend auf dem Meer auf vertikale Formen moderner, regenerativer, nachhaltiger Energiegewinnung, die sich starkem Wind besonders gut erzeugen lässt. Für uns eine von verschiedenen Formen des Auswegs, für ziehende Vögel ein echtes Problem, weil sie nicht mehr ausweichen können. Hier tut sich ein Dilemma im Konfliktfeld Vogel- und Klimaschutz auf. Eine Lösung kann hier nur eine Abschaltung der Windräder an Land und auf See an Tagen wie heute mit Vogelzug in niedrigen Höhen sein, um ziehende Vögel vor der massenhaften Kollision zu schützen.

Aber da ist ja auch die sechste Etappe des Aviathlon, worüber wir natürlich noch sprechen müssen. Die Inseln haben sich nicht (nur) zum Tee trinken in die warmen Stuben gesetzt. Zwar hat sich an der Platzerteilung von gestern nichts geändert, aber alle haben auch heute neue Arten auf ihre Listen dazu beobachtet. Spiekeroog bei diesen Bedingungen ganz stark mit 8 neuen Arten und damit jetzt bei 126!

Am Festland tut sich in Sachen neuen Arten in den einzelnen Regionen auch immer noch was. Carolinensiel hat zum Beispiel heute die 100 geschafft! Auf den folgenden Plätzen ist es weiterhin eng. Keine Region konnte sich heute absetzen, was bei dem Wetter wohl auch nicht möglich gewesen wäre. Cuxhaven beobachtet weiter in einer eigenen Liga. Mit 4 neuen Arten wird Platz 1 gefestigt.

Die Gesamtartenliste verlängert sich um eine Art auf 215 insgesamt. Es ist also immer noch was möglich. Die Zielgerade ist zwar noch nicht ganz in Sicht, aber sie rückt näher. Das Wetter spielt morgen wohl wieder nicht die Motivationsrakete, aber lasst uns auf Samstag hoffen! Ihr habt noch 2 Tage, in denen es nur heißen kann: Beobachten, beobachten, beobachten, um eure Artenliste die längste werden zu lassen!

Tag 5 – Mittwoch, 18.10.2023

Aviathleten – euch geht die Puste wohl noch lange nicht aus! Alle Inseln und alle Festlandsregionen verlängerten heute um viele weitere Arten ihre jeweiligen Artenlisten. Da wird auch an Tag 5 nicht gekleckert, sondern geklotzt. Das ist wirklich Einsatz! Ganz große Klasse!

Am Festland untermauert Cuxhaven weiter eindrucksvoll seinen Führungsanspruch. Es kommen satte 7 neue Arten dazu! Mit 161 Arten ist das ein höchst komfortabler erster Platz. Der Vorsprung auf den aktuell Zweitplatzierten beträgt unglaubliche 37 Vogelarten. Man könnte von einer Machtdemonstration im positivsten Sinne sprechen. Aber dahinter ist das Rennen zwischen den Regionen noch völlig offen. Wilhelmshaven behauptet sich immer noch auf dem zweiten Platz mit 124 Arten! Mit nur einer Art weniger folgt Dangast auf Platz 3. Dann mit 118 Arten Fedderwardersiel, Wangerland und Unterelbe gleichauf mit 115, knapp dahinter mit 113 Arten die Wurster Nordseeküste. Und ganz stark dieses Jahr: Greetsiel, heute mit 113 Arten! Da scheint noch nichts entschieden zu sein!

Auf den Inseln tut sich ebenfalls einiges was die Länge der Artenlisten angeht. Juist nimmt zwar immer noch Schwung für den Sprung über die 100, aber es sind ja auch noch 3 Tage bis zur Ziellinie. Einen dicken Satz macht heute Borkum von gestern 97 auf heute 105 Arten. Baltrum nur mit einer neuen Art heute. Dafür kommt Spiekeroog heute mit einem gewaltigen Satz von 30 neuen Arten. Die Spiekerooger waren gestern und vorgestern so schlapp vom Seawatchen und über die Insel streifen, dass sie erst heute ihre Artenliste der letzten Tage nachgemeldet haben. Das bringt ihnen heute den vierten Platz. Auf den ersten 3 Plätzen hat sich heute nichts getan. Langeoog hält den dritten Platz mit 132 Arten. Norderney beobachtet 3 neue Arten dazu, was aber nicht reicht, um Wangerooge vom ersten Platz zu stoßen. Wangerooge ist jetzt voll auf Kurs und hat die Titelverteidigung fest im Blick. Mit 158 Arten sind sie zwar mit 6 Arten im Vorsprung, aber Norderney wird sicher versuchen, aufzuholen. Auch hier bleibt es spannend in den letzten 3 Tagen.

Beim Vogelzug war heute das Tempo etwas gedrosselt im wahrsten Sinne des Wortes. Es zogen insgesamt nur wenige Vögel am Vormittag, vor allem aber Drosseln! Und immer noch Blässgänse. Die sind nach wie vor in Massen unterwegs. Auch auf der Gesamtartenliste geht es nach 5 Tagen Aviathlon erwartungs- und naturgemäß etwas gemächlicher zu. Von Stillstand kann allerdings keine Rede sein. Vorerst notieren wir heute bei 214 Arten, da bei einigen Beobachtungen noch Klärungsbedarf besteht.

Wir haben Halbzeit beim Aviathlon 2023. Zeit für ein kurzes Zwischenfazit: Die Inseln konnten den Nordweststurm am Wochenende für sich nutzen und haben die Seevogelpalette ziemlich komplett abgearbeitet. Bei diesen Arten hatten die Festlandsregionen eindeutig das Nachsehen.  Ebenso bei den Meeresenten. Die meisten Arten aus der Gruppe der Gänse und Ente konnten alle Regionen auf ihre Listen bringen. Das gilt auch für die Greifvögel, wobei es auf den Inseln schwierig wurde mit dem Rotmilan. Die Raufußbussarde kommen gerade erst, so dass hier die Inseln noch Chancen haben könnten. Die Liste der bisher beobachteten Limikolen ist sehr lang und sehr vollständig. Es freut uns ganz besonders, dass die Regionen diese Artengruppe so vollständig auf die Listen beobachtet hat, sind sie doch die eigentlichen Stars des Wattenmeeres. Die möglichen Eulen und Spechte sind insgesamt auch gut vertreten, im Regionenvergleich tun sich hier allerdings Lücken auf. Und ist da noch die große Gruppe der Singvögel. Die häufigen heimischen Singvogelarten und die, die gerade in großen Mengen durch die Wattenmeerregion ziehen (z.B. Feldlerchen, Stare, Drosseln, Finken), sind auf sehr vielen Listen vertreten. Lückig wird es bei den Arten, von denen der Großteil schon lange auf dem Weg nach Afrika ist (Grasmücken, Schnäpper). Da konnten nur einzelne Regionen sich glücklich schätzen, den einen oder anderen Nachzügler gerade noch beobachtet zu haben. Und dann sind da noch die 4 ‚Wald’Meisenarten Haubenmeise, Tannenmeise, Sumpf- und Weidenmeise. Alle 4 sind zumindest für die Insellisten echte Herausforderungen, wenn nicht gar nahezu unwahrscheinlich, da zumindest unsere hiesigen Brutvögel aller 4 Arten im Wesentlichen nicht ziehen. Borkum hat die Herausforderung zumindest für Sumpf- und Weidenmeise jedoch schon gemeistert. Am Festland kann bisher nur Cuxhaven bei diesen Arten punkten. Das ist die Stärke dieser Region: die Vielzahl interschiedlicher Lebensräume inkl. Wald macht solche Arten möglich. Zu guter letzt bleibt noch zu sagen, dass es (bisher) 9 Arten gibt, die auf allen Regionenlisten zu finden sind: Weißwangengans, Graugans, Pfeifente, Stockente, Graureiher, Mäusebussard, Turmfalke, Kiebitz und Rabenkrähe.

Es wird mühsamer. Im Hinblick auf die Wettervorhersage werden die kommenden Tage wohl zur Fleißarbeit. Haltet durch und holt alles raus! Aus euch und aus den Büschen. 🙂

Tag 4 – Dienstag, 17.10.2023

Ein wahrhaft phantastischer Zugvogel- respektive Vogelzugtag war der heutige 4. Tag des Aviathlon 2023. Das Wattenmeer zeigte sich von seiner wunderschönsten, herbstlich-goldenen Seite. Jede Menge Vögel im Watt, an den Küsten, auf den Inseln und oben drüber. Wer das heutige Vogelzuggeschehen, noch dazu bei diesen traumhaften Beobachtungsbedingungen nicht hautnah miterlebt hat, der hat wirklich etwas verpasst. Über dem östlichen Jadebusen ‚glitzerten‘ zu Hochwasser heute Nachmittag riesige Wolken abertausender Alpenstrandläufer bei ihren spektakulären Flugmanövern, auf dem Wasser schwammen tausende Brandgänse in der Nachmittagssonne, Rotschenkel flöteten an der Wattkante, Säbelschnäbler leuchteten kontrastreich vor dem Wasser, hunderte Möwen ganz entspannt dahin dümpelnd, Seeadler haben Enten geärgert, Kornweihen jagten konzentriert über den Salzwiesen, Gänse zogen den ganzen Tag über die Küste hinweg, Kleinvögel rasteten in Salzwiesen, Gebüschen, Wäldchen und Dünen, bevor sie sich am Mittag ‚aufgetankt‘ auf die Weiterreise machten. So oder so ähnlich hat es sich heute auf den Inseln, an der Unterems, im Rheiderland und überall entlang der ostfriesischen und Wurster Küste über Cuxhaven bis an die Unterelbe abgespielt. Das ist Wattenmeer pur. Das kann man nur hier erleben. Und auch deswegen ist es Nationalpark und UNESCO Weltnaturerbe.

Wir müssen aber doch nochmal auf die harten Fakten des gestrigen Abends und des heutigen Tages zu sprechen kommen. Gestern Abend noch überschlugen sich die Ereignisse und die abendliche Ergebnisgrafik mit Stand ca. 20:00 Uhr war 2 Stunden später schon nicht mehr aktuell. Wangerooge hatte noch Überstunden geschoben, schwierige Arten noch einmal kritisch diskutiert und nachbestimmt, um wirklich sicher zu sein (sehr vorbildlich) und dann erst gemeldet. Das brachte Wangerooge dann gestern Abend noch auf den zweiten Platz. Heute arbeiten sie sich weiter voran und übernehmen mit 153 Arten die Führung. Norderney rutscht mit heute 149 Arten auf den zweiten Platz. Auf Langeoog reichen 4 neue Arten nicht aus, so dass es heute auf Platz 3 zurückgeht. Die anderen Inseln geben sich aber noch nicht geschlagen. Baltrum rückt stark auf, geht heute über die 100 und schließt auf dem vierten Platz und mit 101 Arten den Tag ab. Dahinter Borkum, wo es heute noch nicht zur 100 gereicht hat. Das kommt morgen!

Am Festland ist es mindestens genauso spannend. Hier hat sich richtig was getan. Gleich fünf Regionen (Greetsiel, Wangerland, Dangast, Fedderwardersiel, Wurster Nordseeküste) haben es über die 100 geschafft. Ganz stark heute Dangast. 32 neue Arten wurden heute neu auf die Liste beobachtet. Eine beachtliche Leistung!!! Auf den vorderen Plätzen hat sich verteilungsmäßig nichts getan. Zwar haben alle ihre Artenlisten verlängern können, Cuxhaven bleibt aber vorne, dahinter Wilhelmshaven, dann Unterelbe. Besonders bemerkenswert an dieser Stelle ist, dass Cuxhaven das eigene Siegerergebnis vom letzten Jahr (2022 gewannen sie die Festlandswertung mit 153 Arten) schon an Tag 4 mit heute unglaublichen 155 Arten eingestellt hat! Welch ein Einsatz für den Aviathlon. Cuxhaven ist damit absoluter Spitzenreiter mit deutlichem Vorsprung zu den folgenden Plätzen. Ob das noch einzuholen ist? Zwischen den anderen Regionen kann es aber noch zu einem heißen Rennen kommen. Da ist noch vieles möglich.

Tag 4 endet mit 211 Arten auf der Gesamtartenliste. Die neu dazu gekommenen Arten sind vor allem Singvögel wie z.B. Garten- und Dorngrasmücke, Tannen-, Sumpf- und Weidenmeise, Waldbaumläufer. Dazu trudeln die ersten Raufußbussarde ein, die auf Norderney und an der Wurster Küste gesehen wurden. Ebenso Raubwürger, in Cuxhaven und Fedderwardersiel. Bei den neuen Arten zieht Cuxhaven offenbar alle (Lebensraum-)Register seiner Region. Die meisten der neu beobachteten Arten wurden heute hier entdeckt: Uhu (zum zweiten Mal beim Aviathlon dabei und wieder hier in Cux), Haubenmeise, Tannenmeise, Weidenmeise, Kleinspecht.

Die Knaller des Tages, davon gab es gleich zwei, sind aber Rotkopfwürger und Tienschan-Laubsänger auf …? Na, wo wohl? Auf Wangerooge! Der Rotkopfwürger ist eigentlich eine rund ums Mittelmeer verbreitete Art. Rotkopfwürger waren auch mal Brutvögel in Deutschland. Ihr Bestand ist aber vor Jahren erloschen, u.a. auch weil extensive, reich strukturierte Streuobstwiesen verloren gegangen sind. Zur Überwinterung ziehen sie in den Savannengürtel südlich der Sahara. Der von heute hat irgendwie die Richtung verwechselt. Die Beobachtung ist nicht nur deswegen so bemerkenswert, sondern auch, weil die meisten Rotkopfwürger spätestens Mitte September in Richtung Überwinterungsgebiete abziehen.

Der zweite Knaller des Tages ist der Tienschan-Laubsänger. Diese Art brütet in Mittelasien und ist ein extrem seltener Gast bei uns. Und wenn, dann meist auf Helgoland. Umso mehr freuen wir uns, denn diese beiden Arten sind überhaupt komplett neu für den Aviathlon und reihen sich heute in die Aviathlon Ewigenliste ein.

Leute, es macht wieder großen Spaß mit euch da draußen. Heute ist ja quasi Halbzeit und die Wettervorhersage für die kommenden Tage ist nicht ohne. Es kommt wieder Regen und Sturm. Aus Ost!!! Es wird spannend, was ihr noch rausholen könnt!

Tag 3 – Montag, 16.10.2023

Nach der wilden Seevogelfahrt der ersten beiden Aviathlon-Tage ging es heute etwas ruhiger zu beim Vogelzug. Zumindest Norderney und Wangerooge haben die Seevögel ziemlich komplett abgearbeitet. Aber wer sie jetzt nicht auf der Liste hat, der wird sich mühen müssen. Der Wind ließ merklich nach im Verlauf des Tages. Es zogen nun vermehrt Gänse, Enten und auch verstärkt wieder Kleinvögel. Aus der Krummhörn z.B. wurde starker Drosselzug vermeldet.

Die Aviathleten verlagerten ihre Beobachtungsaktivitäten heute hinter Dünen und Deiche und füllten die Lücken auf ihren Artenlisten. Allen voran Cuxhaven bei den Festlandsregionen. Hier werden 20 neue Vogelarten gesehen, darunter Rebhuhn (nur hier auf der Liste) und Grauschnäpper (hier und ein weiterer auf Langeoog). Cuxhaven setzt sich so mit 131 Arten an die Spitze der Festlandwertung. Wilhelmshaven muss die Führung zwar heute abgeben, bleibt aber mit 121 Arten dran und versucht, sich nicht abhängen zu lassen. Mit Abstand dahinter folgt auf Platz 3 die Unterelbe mit 102 Arten. Die anderen Regionen am Festland tummeln sich noch knapp unterhalb der 100. Aber ab morgen wird aufgeholt!

Auf den Inseln bleibt das Rennen heiß: Norderney zieht vorbei! Die Insel legt um satte 19 Arten zu. Mit nun 135 Arten bedeutet das Platz 1 nach der dritten Etappe. Langeoog wird zumindest für heute auf den zweiten Platz verwiesen. 10 neue Arten haben nicht gereicht, um Platz 1 zu verteidigen. Auch Wangerooge hat ordentlich was rausgeholt für die Liste. Leider reichen noch sattere 20 neue Arten nicht, um auf den Plätzen nach vorne zu kommen. Wangerooge verharrt daher weiter auf Platz 3, wenn auch nur mit 3 Arten Rückstand auf Langeoog. Das wird spannend!!!

Unter den Neuen waren heute dann auch noch Fischadler, Zwergschnepfe, Zwergschnäpper und Fichtenkreuzschnabel. Die Trauerschwäne in Ostbense (Bensersiel) dürfen sich allerdings hier nicht einreihen. Denn, Insider wissen es, in Wirklichkeit sind sie aus Plastik (ehrlich). Wer sich so auf die Aviathlon Artenliste 2023 mogeln will und dabei auffällt, fliegt raus. 🙂 🙂

Besonders freuen wir uns, dass sich so spät im Jahr noch einige Löffler bei uns im Wattenmeer aufhalten. Für den Löffler, der auch der diesjährige Titelvogel der Zugvogeltage ist, ist das Wattenmeer eine wahre Erfolgsgeschichte. Mussten die Vogelbeobachter vor 40 Jahren noch bis nach Holland fahren, um Löffler zu beobachten, haben sie mittlerweile das gesamte Wattenmeer besiedelt und gehören zur charakteristischen Brutvogelpalette der Wattenmeerinseln. Die ungestörten Salzwiesen und Dünengebiete sowie die angrenzenden Nahrungsflächen im Watt, integriert in die Schutzzonen des Nationalparks bieten ihnen beste Bedingungen für erfolgreiches Brüten. Im Herbst wird es den Löfflern aber zu ungemütlich hier. Die meisten machen sich bereits im September auf den Weg in Richtung Süden zum Winterurlaub an der französischen Atlantikküste, in den Süden der iberischen Halbinsel und noch weiter nach Westafrika. Gut aber, dass sich doch der ein oder andere Löffler für einen späteren Abflug entschieden hat. So haben ihn auf den Inseln fast alle, bis auf Juist und Wangerooge. Am Festland sind es 9 der 15 Regionen, die den Löffler auf ihren Listen schon abhaken konnten. Liebe wenige Löffler, bleibt noch bis mindestens Samstag, damit die anderen auch noch eine Chance haben, euch zu beobachten!

Fazit für heute: Der neue Gesamtstand an Tag 3 beträgt 197 Arten! Die 200er Marke bei der Gesamtartenliste könnte also morgen fallen. Wenn sich der Wind weiter beruhigt und hoffentlich der Kleinvogelzug wieder stärker einsetzt. Das könnte interessant werden.

Tag 2 – Sonntag, 15.10.2023

Stürmisch ging’s heute weiter beim Aviathlon 2023. Der Wind blies immer noch kräftig aus Nordwest, dazu Sonne und Regenschauer im stetigen Wechsel. Auf den ersten Blick schwierige Bedingungen für Vogelbeobachtung. Auf den zweiten Blick aber überhaupt kein Problem für die Wind und Wetter erprobten Aviathleten auf den Inseln und entlang der Küste. Da bei diesem Wetter (zumindest auf den Inseln) außer Seawatching wenig anderes Sinn macht, steht man von morgens um 7:30 Uhr bis abends um 18:30 Uhr auf den Promenaden, zwischen den Dünenkuppen, auf Aussichtsplattformen für den weiten (und vielleicht sogar halbwegs windgeschützten) Blick aufs Meer, lässt die Artenliste länger werden und feiert den Vogelzug über dem Meer. Und mal ne Pause zwischendurch? Ja, wenn es unbedingt sein muss, aber nur kurz. Leute, wenn das kein Einsatz ist! Man könnte es auch Hardcore-Birding nennen. Der Sturm fordert aber auch den Vögeln einiges ab. Ein diesjähriger Basstölpel war so schlapp, dass er in Wilhelmshaven auf dem Deich eine Pause einlegen musste. Glück für Wilhelmshaven (Basstölpel wäre schwierig geworden für eure Liste), wenn auch Pech für den Basstölpel. Er wird nach einer Verschnaufpause hoffentlich seinen Weg zurück aufs Meer hinaus wieder finden.

Alle Regionen haben heute kräftig an ihren Artenlisten gearbeitet und so manchen Knaller sowohl aus dem Wind, als auch aus den Büschen herausarbeiten können. Wie gesagt, heute gehört die im wahrsten Sinne des Wortes ganz große Bühne wieder den Seevögeln. Die Inseln berichten von starkem Zuggeschehen, vor allem entlang der ostfriesischen Inselkette. Die Beobachter auf Wangerooge sahen mindestens 24 (!) Wellenläufer, die über den Tag verteilt vor Wangerooge über das Meer flogen. Die für die Gesamtartenliste neuen Stars auf See waren heute Samtente, Eissturmvogel, Falkenraubmöwe, Skua und Krabbentaucher.  

Die neuen Stars an Land waren u.a. Sing- und Zwergschwan, Waldschnepfe, Waldwasserläufer, Steppenweihe, Rotmilan, Waldkauz, Schwarzspecht, Heidelerche, Ringdrossel, Sporn-, Baum- und Rotkehlpieper, dazu ein später Trauerschnäpper und ein ebenso später Gartenrotschwanz. Ganz besonders freuen wir uns über den heutigen Seidenschwanz auf Norderney. Die Art brütet in der skandinavischen und russischen Taiga. Seidenschwänze fallen bei uns an der Küste besonders dann auf, wenn sie invasionsartig im Winter bei uns einfallen und sich die Bäuche mit Beeren aller Art vollschlagen. Auf dem Aviathlon bzw. den Zugvogeltagen war der Seidenschwanz seit 2009 bisher nur 2018 und 2019 zu Gast.

Am Ende des Tages zählen wir heute 29 neue Arten auf die Gesamtartenliste dazu, die an Tag 2 jetzt insgesamt 191 Arten zählt! Richtig, richtig gut. Am Festland liefern sich die beiden Küstenstädte Wilhelmshaven und Cuxhaven ein ordentliches Rennen. Beide beenden den heutigen Tag gleichauf mit 111 Arten. Dahinter folgt mit etwas Abstand die Unterelbe mit 101 Arten. Alle anderen Regionen beobachten sich auch heute weiter vor, ringen aber noch mit der 100er Marke. Auf den Inseln geht es mächtig zur Sache. Langeoog kann die Führung heute verteidigen und geht mit großartigen 119 Arten ins Bett. Norderney und Wangerooge knacken die 100 und sind auf Verfolgungskurs. Der Vorteil liegt heute bei Norderney, die ihren 2. Platz mit 116 Arten verteidigt. Wangerooge mit 10 Arten weniger auf Platz 3. Da muss noch was kommen, wenn es mit der Titelverteidigung klappen soll. 🙂 Die anderen Inseln kommen auch voran, zieren sich aber scheinbar noch vor dem Überholmanöver…?

Morgen geht’s auf die dritte Etappe. Wir sind gespannt, wie es morgen weiter geht.

Tag 1 – Samstag, 14.10.2023

Ja ist denn schon wieder Aviathlon?

Stürmisch war der heutige Start in den Aviathlon 2023 im Rahmen der bereits 15. (!) Zugvogeltage im UNESCO Weltnaturerbe und Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und seinen angrenzenden Küstenregionen vom Emsland über Bremerhaven bis an die Unterelbe und im Hamburgischen Wattenmeer.  Wir – Andreas und Nadine Knipping und das gesamte Aviathlon-Team – begrüßen wieder alle Aviathleten und die, die es in dieser Woche noch werden, auf den 7 Inseln und 15 Regionen am Festland zum Wettstreit um die meisten beobachteten Vogelarten. Aviathlon – das heißt nicht nur 7 Tage den herbstlichen Vogelzug im und am Wattenmeer hautnah und mit allen Sinnen erleben. Es heißt auch Birdwatching at it’s best: immer vogelartenreich, (auch weil) kenntnisreich, erlebnisreich, freundschaftlich, fair und spätestens zum Endspurt auch mit einer Prise Kampfgeist. Denn nur die Insel und die Region am Festland mit der längsten Artenliste werden am kommenden Sonntag, 22.10.2023 auf dem Zugvogelfest in Horumersiel mit einer Urkunde geehrt. Bis nächsten Samstag, 21.10.2023 habt ihr also wieder Zeit, euch im und am Wattenmeer für die längste Artenliste ordentlich ins Zeug zu legen, egal welches Register das Wetter zieht.

Denn davon hat es heute ziemlich viele Verschiedene gezogen. Von zunächst morgendlich recht ruhigem, sonnigem Herbstwetter an der Küste, über Sturm aus Nordwest mit bis zu 7 Windstärken vor allem auf den Inseln inkl. Sturmflut mit guten 1,50 m über Normal, Regenschauer, Hagel, Regenbogen, alles dabei gewesen heute. Ja, so ist das Wetter hier halt zuweilen. Das bedeutet aber nicht, dass man keine Vögel beobachten kann. Ganz und gar nicht, denn sonst würden nach dem ersten Aviathlontag nicht bereits 162 Arten auf der Gesamtartenliste stehen. Alle Achtung, unter den heutigen Bedingungen!!!

Im Regionenranking geht Langeoog mit großen Schritten voran und schafft es heute als Einzige zum Auftakt gleich auf 102 Arten. Bei den Inseln folgt mit 85 Arten (noch) deutlich dahinter Norderney. Mit 66 Arten hat Dauer-Insel-Sieger Wangerooge noch Luft nach oben. Die anderen Inseln beobachten sich noch warm und räumen dann sicher in den kommenden Tagen das Feld von hinten auf. Aber man muss heute allen Inseln zugutehalten, dass die Wetter-und Windverhältnisse doch eher ungünstig waren. Außer Seawatching (dazu kommen wir später noch), war alles andere schwierig: viel Bewegung unter den Limikolen, da die Hochwasserrastplätze und Salzwiesen unter Wasser standen, Singvögel, die kaum zogen und sich lieber in den Büschen versteckten.

Am Festland steigt Wilhelmshaven mit großartigen 97 Arten in das Rennen ein und belegt nach der ersten Etappe Platz 1. Mit Abstand folgen Cuxhaven mit 78 und dicht dahinter Fedderwardersiel mit 72 Arten. Aber auch die (meisten) anderen Festlandsregionen sind artenreich in den Aviathlon 2023 gestartet. Und wer weiß, vielleicht starten das Emsland, Norddeich und Bensersiel morgen so richtig durch?

Bei diesen Windverhältnissen hatten natürlich die Hochseevögel ihren großen Auftritt, oder sagen wir eher Vorbeiflug. Das wussten vor allem die Inseln zu nutzen: beim Seawatching u.a. Sterntaucher, Eistaucher(!), Wellenläufer, Dunkler Sturmtaucher, Atlantik-Sturmtaucher, Schmarotzer- und Spatelraubmöwe, Tordalk, Trottellumme, Gryllteiste (!), Dreizehenmöwe, Schwalbenmöwe. Da habt ihr euch die Taschen mit diesen Arten gleich ordentlich vollgeladen. Am Festland wussten die Cuxhavener, dass es heute nur die Kugelbake sein kann, um die Hochseevögel ‚einzusacken‘. Was man hat, das hat man. In jedem Fall wichtige Arten auf den jeweiligen Listen, denn der Wind schwächt ab in den nächsten Tagen und dann könnte es kompliziert werden mit den Hochseearten.

Die anderen Regionen am Festland werden jetzt sagen: „Ihr mit eurem Seawatching und tollen Hochseearten…“. Ja, es besteht eine gewisse geografische Ungerechtigkeit. Aber die Festlandsregionen wissen auch ihre Stärken zu nutzen. So wurden zum Bespiel Schleiereule, Waldohreule und Sumpfohreule (bisher) nur am Festland beobachtet. Genauso wie eine späte Mehlschwalbe, ein Gelbbrauen-Laubsänger, Sommergoldhähnchen, Kleiber, Gartenbaumläufer oder ein Braunkehlchen. Und in Wilhelmshaven gab es heute Abend noch einen Waldkauz, der aber morgen erst offiziell auf der Liste steht. 🙂

In jedem Fall: Ein ganz starker erster Aviathlontag 2023!!!

Morgen muss es ganz nach dem Motto weitergehen: Wetter? – Gibt’s nicht. Einfach rausgehen, beobachten und die Aviathlon-Regionen mit euren Beobachtungen nach vorne bringen. Es gibt nie nichts zu beobachten und zu erleben im Wattenmeer!