
Gedruckt ist das Programm der 8. Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer besonders beeindruckend: Zehn bunte Hefte, prall gefüllt mit unterschiedlichsten Veranstaltungen. Stolz präsentierte Peter Südbeck, Leiter des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, am 15.9.2016 im Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg das Gemeinschaftswerk der Nationalpark-Häuser und -Zentren sowie vieler Partner zwischen Dollart und Elbe, von Borkum bis Wangerooge: “Die Zugvogeltage haben sich seit 2009 zur größten Veranstaltungsreihe im Nationalpark und UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer und zu einer festen Einrichtung in der niedersächsischen Wattenmeerregion entwickelt. Sie tragen dazu bei, dass die Unterstützung für den Schutz der Zugvögel entlang ihres gesamten Zugweges größer wird.“
Erfreut konstatierte Südbeck, dass immer wieder neue Akteure das Programm mit frischen Ideen bereichern. So wird "Watt°N – das Netzwerk Freiwilliger im Niedersächsischen Wattenmeer" einen ganzen ‚Zugvogeltag‘ auf Borkum gestalten. Über 100 ehemalige ‚Vogelzivis‘ und andere junge Leute, die sich eine Zeit lang im niedersächsischen Wattenmeer für die Umwelt engagiert haben, kommen zu den Zugvogeltagen zu ihrem Jahrestreffen zusammen und freuen sich darauf, gleich bei mehreren Veranstaltungen Gästen ihre Begeisterung für das Wattenmeer und seine Vogelwelt zu vermitteln.
Ein weiterer neuer Veranstaltungspartner der diesjährigen Zugvogeltage ist das Übersee-Museum in Bremen, wo der Vortrag ‚Knutt, der Weltenbummler – Begegnungen eines Zugvogels in den Ländern entlang des Ostatlantik‘ am 27.9. auf die Länder eingeht, die durch den Ostatlantischen Vogelzug miteinander in Verbindung stehen. Dabei geht es am Beispiel des Knutts nicht nur um die besonderen Leistungen der Zugvögel auf dieser Route, sondern auch um die Kulturen und Menschen in den jeweiligen Ländern mit ihren Sichtweisen auf die Natur und den Vogelzug.
Der Ostatlantische Zugweg ist auch der Grund dafür, weshalb es bei vielen Veranstaltungen ‚schwedisch‘ zugeht, denn in jedem Jahr wird ein Land auf der Reiseroute der Wattenmeer-Zugvogel besonders beleuchtet – diesmal ist es Schweden. So gibt es beispielsweise die Gelegenheit zu nachmittäglichen Vorträgen bei einer ‚Fika‘! Fikas gelten als Ausdruck der schwedischen Lebensart und finden dort fast zu jeder Zeit statt: Man trifft sich bei gutem Kaffee und Gebäck zum geselligen Austausch – bei den Zugvogeltagen natürlich mit vogelkundlichem Input und Informationen zu Schweden. Dafür gibt es kompetente Unterstützung von Mitgliedern der Deutsch-Schwedischen Gesellschaft zu Oldenburg (DSGzO e.V.), mit deren Hilfe man bei der Volkshochschule Wilhelmshaven sogar ein schwedisches Essen zubereiten und genießen kann. Auch musikalisch wird dieser länderkundliche Faden aufgenommen – von der Folk-Gruppe DreyBartLang, die in mehreren Konzerten ihres „Nordischen Zugfolks III“ speziell für die Zugvogeltage Ausflüge in das reiche musikalische Erbe dieses skandinavischen Landes unternimmt.
Ein Highlight, das noch gar nicht im gedruckten Programm aufgeführt ist, ist die Kino-Vorpremiere des Films ‚Zugvögel – Kundschafter in fernen Welten‘: Der Dokumentarfilm läuft im Rahmen der Zugvogeltage erstmals in ausgewählten Kinos der niedersächsischen Wattenmeerregion.
Das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg ist in diesem Jahr nicht nur Gastgeber des Museumsvortrages vor den Zugvogeltagen von Prof. Dr. Stefan Garthe von der Universität Kiel „Industrialisierung der Nordsee - Wieviel Lebensraum bleibt den Seevögeln?“ am 15.9., sondern steuert auch eigene Angebote zum Programm bei: „Die Zugvogeltage bieten eine schöne Gelegenheit, unseren Besuchern eine ungewöhnliche, spannende Perspektive auf die Inhalte unserer Ausstellung „Küste und Marsch“ zu vermitteln, erklärte Dr. Christina Barilaro, Leiterin der Abteilung Naturkunde mit Hinweis auf die Sonderführung „Abenteuerliche Reise der Zugvögel“ am 9.10. Das Besondere: Diese Führung erfolgt in einfacher Sprache, so dass auch Menschen, für die Deutsch nicht die Muttersprache ist, erfahren können, warum das Wattenmeer für viele Vögel ein so wichtiger und schützenswerter Rastplatz ist.
Neben diesen Neuheiten haben eine ganze Reihe von ‚Klassikern‘ ihren festen Platz im Veranstaltungsprogramm: Dazu gehören unter anderem die Stationen zur Vogelbeobachtung (neben den Standorten am Vareler Hafen, im Pilsumer Leuchtturm, an der Kugelbake in Cuxhaven und auf Norderney nun neu dabei: Der Vogelturm am Hafen Neßmersiel), der ,Aviathlon‘ - ein Wettstreit der Inseln und Regionen am Festland um die meisten beobachteten Arten –, und die Kinderaktion, bei der diesmal Bilder zum Thema ‚Was fressen Zugvögel im Wattenmeer?’ eingereicht werden können.
Das vielfältige Veranstaltungsprogramm der 8. Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer macht das einzigartige Phänomen des Vogelzugs und die Bedeutung Wattenmeers als Drehscheibe des Ostatlantischen Zugwegs für Erwachsene und Kinder, für Vogelexperten und interessierte Laien auf unterschiedlichste Art und Weise erlebbar. Für jeden ist etwas dabei!